Jahrzehntelang waren die Machtverhältnisse in der Automobilbranche klar: Der Golf von Volkswagen war stets das meistverkaufte Auto in Europa. Kein anderes Modell erfreute sich eines ähnlich hohen Kundenzuspruchs. Mit der Golf-Klasse ist es dem VW-Konzern sogar gelungen, ein eigenes Fahrzeugsegment zu schaffen. Doch nach mehr als 45 Jahren Golf-Geschichte können auch vermeintlich eherne Marktgesetze erodieren. Und genau das ist in diesem Sommer passiert. In zwei aufeinanderfolgenden Monaten, Mai und Juni, hat es der VW Golf nicht geschafft, sich an die Spitze der europäischen Verkaufsstatistik zu setzen. Das hat es bislang noch nie gegeben. Die Gründe für die Zäsur hat VW dabei selbst zu verantworten: Schuld sind Qualitätsprobleme und monatelange interne Querelen um das eigene Erfolgsmodell, die Produktion und Absatz bremsten. In beiden Sommermonaten hat sich der französische Kleinwagen Renault Clio vor den Golf gesetzt. Im Mai wurden vom Clio rund 16.000 Exemplare in Europa verkauft. Der Abstand zum Golf war noch vergleichsweise klein. Nach Angaben des Londoner Analysehauses Jato Dynamics fanden sich rund 13.000 Käufer für das Kompaktmodell von VW. Im Juni sah das für Volkswagen schon deutlich dramatischer aus: 37.000 Renault Clio standen 24.000 VW Golf gegenüber, der Abstand wuchs also binnen eines Monats auf 13.000 Fahrzeuge an. Für Felipe Munoz steht fest, was in diesem Sommer den Unterschied zwischen Renault und Volkswagen ausgemacht hat: „Produktverfügbarkeit beim neuen Golf ist weiterhin das große Thema“, sagt der Jato-Dynamics-Analyst. Das dürfte besonders bei Volkswagens Arbeitnehmervertretung auf Interesse stoßen. Denn der Betriebsrat hat schon das gesamte Jahr über gewarnt, dass die Probleme beim neuen Golf zu groß geworden seien. IG Metall prangert Mängel an Ende vergangenen Jahres hatte die Serienfertigung der achten Generation im Wolfsburger Stammwerk begonnen. Bis zum Jahresende seien statt der geplanten 100.000 Exemplare des neuen Golfs in Wolfsburg aber nur knapp 8400 Stück produziert worden, kritisierte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh bereits im März. Die Schuldfrage war für ihn schnell geklärt: „Hier wollen übereifrige Vorstände zu schnell zu viel Technik in ein Auto stopfen – und sind damit gescheitert“, sagte Osterloh im Frühjahr.
Die von der Führung nachjustierte „flache Anlaufkurve“ ändere nichts daran, dass der Start der achten Golf-Generation beim größten Autohersteller der Welt missraten sei. Die Zahlen seien ein Trauerspiel. Und: „Wer so mit dem Golf spielt, spielt auch mit den Arbeitsplätzen der Beschäftigten.“ Zusätzlich legten die Vertrauensleute der IG Metall mit lauter Kritik nach. In einem Brief prangerten die Metaller die Mängel beim Golf-8-Anlauf sowie Lücken in der Modellpalette an. „Für uns ist das Maß mittlerweile unerträglich“, hieß es in dem Schreiben der Vertrauensleute an Vorstand und Aufsichtsrat. Sie warfen der Konzernspitze schwere Fehler bei der Einführung neuer Modelle wie des Golf 8 vor. Die Gewerkschafter stellten auch die Frage, wer „die Verantwortung für das Produktdesaster in unserer aktuellen Modellpalette“ übernehmen müsse. Auch wenn der Name nicht genannt wurde: Für jeden in Wolfsburg war klar, dass damit nur Vorstandschef Herbert Diess gemeint sein konnte. Die Qualität des neuen Autos war zu einem Dauerproblem geworden. Es falle „sehr viel Nacharbeit“ an, war damals aus dem Werk zu hören. Auch bei Zwischenabnahmen sei die Fehlerquote hoch, ähnlich auch beim Durchmessen der Softwarefunktionen am Schluss des Fertigungsprozesses. Die Zahl der täglich insgesamt festgestellten Mängel habe weit jenseits der Toleranzschwelle gelegen. Mit der neuen und viel komplizierteren Software hatte Volkswagen beim Golf-Produktionsanlauf ganz besondere Probleme. Der Golf 8 soll eigentlich für die wachsende Digitalisierung im Autogeschäft stehen und den Wandel von Volkswagen zu einem durch und durch digital geprägten Konzern symbolisieren. Umfassender Rückruf wegen Software Doch beim neuen Golf hat das nicht so recht funktioniert. Im Extremfall musste die Software bei einzelnen Fahrzeugen bis zu 160-mal wiederholt aufgespielt werden, so die Darstellung aus Betriebsratskreisen. Normalerweise liefen in Wolfsburg mehr als 70 Prozent aller Autos ohne weitere Verzögerung vom Band. Beim Golf 8 habe die Quote bei 30 Prozent gelegen. Im Mai kam ein weiteres Problem hinzu: Wegen eines weiteren Softwarefehlers verhängte der VW-Konzern einen Auslieferungsstopp für das neue Modell. Etliche Monate nach dem Produktionsstart war den VW-Verantwortlichen aufgefallen, dass der Notrufassistent des neuen Golf 8 nicht zuverlässig funktionierte. Die Produktion des aktuellen Golf läuft deutlich langsamer als beabsichtigt. Quelle: dpa Foto: dpa Produktion in Wolfsburg Die Produktion des aktuellen Golf läuft deutlich langsamer als beabsichtigt. Wochenlang konnte überhaupt kein Neuwagen an die Kunden ausgeliefert werden, was sich zwangsläufig in der Zulassungsstatistik niedergeschlagen hat. Für rund 30.000 bereits ausgelieferte Golf-Exemplare ordnete das Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen Rückruf an. In den VW-Werkstätten musste eine neue, nicht mehr fehlerbehaftete Software aufgespielt werden. Auch unter den Händlern wurde das Rumoren lauter. Die deutschen Volkswagen-Betriebe waren zum Verkaufsstart Ende 2019 nur lückenhaft mit dem neuen Golf versorgt worden. Auf einem Händlerkongress im Januar leistete VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann Abbitte. „Ich habe mich bei den Händlern entschuldigt“, sagte der Volkswagen-Manager damals in Wolfsburg und gelobte grundlegende Besserung. Dirk Weddigen von Knapp, Chef des deutschen VW-Händlerverbands, war mit dem Wolfsburger Autokonzern hart ins Gericht gegangen. „Dieser außerordentliche Umfang an Mängeln ist bedauerlich“, hatte er geurteilt. Nie zuvor habe es solch geballte Probleme bei der Markteinführung eines neuen Golf gegeben. Es sei gleich eine ganze Reihe technischer Mängel aufgetreten. Zudem hätten auch Ersatzteile gefehlt. Vertriebsvorstand zuversichtlich Inzwischen verkündet Volkswagen die Botschaft, dass nun alle wesentlichen Probleme beim Golf behoben seien. Der Autokonzern habe im Sommer einen Neuanlauf begonnen, der auch die VW-Händler zufriedenstellen werde. „Durch die Corona-Pandemie hat der Golf eine sehr schwere Einführungsphase gehabt. Im Juni sind wir noch einmal durchgestartet“, sagte Vertriebsvorstand Stackmann in einem Pressegespräch. Volkswagen gibt sich überzeugt, dass der Golf den Renault Clio bald wieder als meistverkauftes Auto in Europa ablösen werde. Dazu sollen mehrere Produktderivate des Golf-Grundmodells beitragen. Stackmann nannte das Kombi-Modell und Varianten mit neuen Hybridantrieben. „Wir haben noch viele neue Produkte, die wir in diesem Jahr auf den Markt bringen werden“, sagte er. Auch der Golf GTI, aus Imagegründen ein sehr wichtiges Modell für VW, kommt neu. Der Konzern ergänzte, dass die Auslieferungen der Golf-Familie in Europa im Juli wieder deutlich über dem Vorjahresmonat gelegen hätten. Der Betriebsrat wird den Vertriebsvorstand daran messen, dass er auch tatsächlich Wort halten kann. Im vergangenen Jahr sind im Wolfsburger Stammwerk erstmals seit 2007 wieder weniger als 700.000 Fahrzeuge produziert worden. Zu seinen besten Zeiten hatte das Wolfsburger Werk auch schon einmal fast eine Million jährlich produzierte Fahrzeuge gesehen. Verantwortlich für den Rückgang waren gerade auch die Probleme beim neuen Golf. Mit den zusätzlichen Modellvarianten sollten die Produktionszahlen im zweiten Halbjahr wieder stärker zulegen. Ob Vertriebsvorstand Stackmann eine Wiederbelebung der Golf-Verkaufszahlen noch länger begleiten wird, gilt in Wolfsburg allerdings als unsicher. Dem Vernehmen nach gibt es größere Probleme mit Konzernchef Diess. Stackmann habe im vergangenen Jahr darauf gedrängt, den Verkaufsstart des neuen Golf zu verschieben – mit Verweis auf die recht lange Mängelliste.
Che la Golf VIII non fosse partita bene lo si sospettava, nel mese di giugno la Clio ha venduto più di 37.000 unità contro le 24.000 della Golf, c’è il rischio concreto che la compatta di Wolfsburg perda lo scettro di auto più venduta in Europa. Ogni generazione ha i suoi problemi di gioventù, io mi ricordo ancora quelli della quarta generazione, però la produzione viene rallentata in modo pesante. La scusa di aver avuto poco tempo per svilupparla non regge dato che dal 2015 Winterkorn aveva dato il via libera al progetto che poi è stato rimaneggiato da Diess per tagliare i costi.
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